Selbstwert

 

Aus vollem und tiefstem Herzen zu leben bedeutet, sich selbst etwas wert zu sein und sich mit dieser Haltung auf das Leben einzulassen. Es bedeutet, Mut, Mitgefühl und Verbundenheit zu pflegen und morgens mit dem Gedanken aufzuwachen; Egal was ich heute schaffe und was unerledigt bleibt, ich bin gut genug. Es bedeutet, abends ins Bett zu gehen mit dem Gefühl: Ja, ich bin unvollkommen und verletzlich und bisweilen auch ängstlich, doch das ändert rein gar nichts daran, dass ich auch mutig bin und liebenswert und dass ich dazugehöre.

Die Gaben der Unvollkommenheit – Brené Brown

Tage der Traurigkeit

Tage der Traurigkeit

 

Jeder kennt sie – diese Tage. Tage an denen einfach irgendwie alles nicht so recht hinhauen will. Es gibt diese traurigen Tage an denen wir wirklich Grund zur Traurigkeit haben. An manchen Tagen tut sich ein Loch auf, welches uns den Boden unter den Füssen weghaut. Manchmal da kommt das Loch ganz plötzlich und manchmal da kündigt es sich schon Tage im vorherein an. Dann gibt es diese Tage, an denen die Trauer Besitz von uns ergreift, ohne dass es einen eindeutigen Grund für Traurigkeit gibt. Vielleicht sind es Selbstzweifel, welche an uns nagen, vielleicht ist es auch nur eine dumme Bemerkung. Manchmal da reicht auch schon ein kurzer Blick in die Nachrichten und sie ist da, die Traurigkeit. Ein drückendes Gefühl in unserer Brust, ein grauer Schleier, welcher uns durch den Tag begleitet. Sie kann ganz plötzlich kommen, vielleicht ist sie schon da wenn wir morgens aufwachen, eine Nachwehe aus bereits verflogenen Träumen. Manchmal da können wir die eigene Traurigkeit nicht greifen. Klar können wir uns all das Schöne auf der Welt vor Augen halten und dankbar sein für das, was wir in unserem Leben haben. Doch an den wirklich traurigen Tagen da mag das Gefühl der Dankbarkeit oder ein Lächeln eines lieben Menschen den Tag für einen Augenblick erhellen, doch die Traurigkeit möchte trotzdem nicht von uns weichen.

An solchen Tagen ist es wichtig, dass wir erkennen können, dass auch die Traurigkeit ihre Daseinsberechtigung hat. Die Trauer gehört zum Leben – wir dürfen ab und zu mal traurig zu sein! Es gibt sogar Tage, an denen müssen wir unserer Traurigkeit manchmal in Form von Tränen Freiheit schenken. Sie möchte akzeptiert und gelebt werden, sonst frisst sie uns auf und macht uns krank. Lassen wir das traurig sein zu und geben dem Raum, wird sich die Traurigkeit wieder aus dem Staub machen. Vielleicht schleichend, vielleicht auch so plötzlich wie sie aufgetaucht ist. Kriegt sie ihre Daseinsberechtigung, so gelingt es uns, sie loszulassen. Der Nebel wird sich verziehen und die ersten Sonnenstrahlen kündigen glücklichere Stunden an. Vielleicht mag es noch ein paar Nebelschwanden am Horizont haben, doch auch diesee werden sich irgendwann auflösen. Und wir werden dann umso glücklicher sein, im Wissen darum, wie sich die traurigen Tage anfühlen.

 

„Traurigsein ist wohl etwas Natürliches. Es ist ein Atemholen zur Freude, ein Vorbereiten der Seele dazu.“ – Paula Modersohn-Becker, Briefe, 12. Februar 1901

Was ich in meinen ersten Monaten als Yogalehrerin gelernt habe und wie sich dies auf den Alltag übertragen lässt

Was ich in meinen ersten Monaten als Yogalehrerin gelernt habe und wie sich dies auf den Alltag übertragen lässt

 

Das hört sich vielleicht erstmal etwas komisch an, aber man lernt tatsächlich eine ganze Menge – auch nach nur sehr kurzer Zeit – auf der anderen Seite der Matte. Ich wage vielleicht sogar zu behaupten, dass der Lerneffekt vor allem in der Anfangsphase wohl am grössten zu sein vermag. Mir kommt es zumindest so vor.

Erkenntnis Nr. 1 – Es kommt immer anders als man denkt – Bleib flexibel

Zurzeit geniesse ich meinen langen Fahrtweg ins Yogastudio nach Aarau sehr. Auf dem Hinweg habe ich genug Zeit um die geplanten Übungsabfolgen und meine homöopathischen Tropfen an Unterrichtsthema wieder und wieder im Kopf durchzugehen um sie anschliessend während der Stunde wieder zu verwerfen weil es dann irgendwie gerade doch nicht passt. Plötzlich merke ich, dass mein coolster, letzter Flow zeitlich nicht mehr rein passt und ich muss ihn dann doch streichen. Ausserdem sind die kurzen Sprechpausen während der Zeit, in der meine Schüler ihre Flows selbst wiederholen wirklich Gold wert! Einerseits kann sich meine Stimme erholen, anderseits habe ich Zeit um mich von meinen Schülern inspirieren zu lassen… und schups ist die nächste Abfolge auch eine ganz andere geworden, als ursprünglich geplant war. Aus dem ausgewählten Cool-Down-House-Sound wird dann auch ganz plötzlich ein Smooth-Piano-Instrumental-Cool-Down, weil der einfach gerade besser in die Stimmung im Raum passt. Doch das Spannendste am Ganzen ist, dass sich diese spontanen Veränderungen im eigenen Vorhaben gemeinsam mit der wachsenden Sicherheit anhäufen. Es braucht also Sicherheit um uns spontan und mit einem guten Gefühl auf neue Situationen einzulassen – nicht nur im Yoga. Aber es ist ein Teufelskreis, denn wir brauchen erst neue und unerwartete Situationen um an Sicherheit zu gewinnen. Es sind also die kleinen Schritte, die uns das Wachsen an den grossen einfacher machen. Man muss sich auf das Gefühl verlassen und den Mut haben, Dinge zu ändern, wenn sie halt einfach nicht (mehr) passen!

Erkenntnis Nr. 2 – Was andere von dir denken, geht dich nichts an – Bleib authentisch

Das ist für mich die schwierigste Erkenntnis überhaupt. Durch meine Yogalektionen bin ich nun gezwungen mich in diesem Punkt zu verbessern, was mir extrem schwer fällt und dennoch für mich eine geniale Übungsfläche darstellt. In den ersten Stunden mit Freunden und der Familie durfte ich im Anschluss an meine Stunden immer ordentlich Feedback mit nach Hause nehmen. Ich habe mich bestärkt gefühlt in dem was ich mache und wusste, dass wenn sie wieder kamen, es dann doch gut gewesen sein muss. Gerade nach den ersten Stunden war ich unheimlich froh erfahren zu dürfen wie sich meine Schüler gefühlt haben. Doch wer in einem grossen Studio unterrichtet, wo die Stunden flexibel besucht werden, der merkt schnell, dass vielfach immer andere Yogis auf der Matte stehen. Diese Tatsache muss nicht zwingend im Zusammenhang mit den eigenen Qualitäten als Yogalehrer stehen. Es liegt auch nicht an meiner Persönlichkeit. Es hat vielleicht lediglich damit zu tun, dass die Schwiegermutter nun doch spontan einspringen konnte und so der kleine Sohn zum „Zmittag“ eingeladen worden ist und der Kuchen doch früher fertig war, so dass die Mama sich schon um 10.00 Uhr in die Yogastunde verabschieden durfte. So kann es gehen. Es bringt nämlich rein gar nichts sich den gesamten langen nach Hause Weg den Kopf zu zermahlen, ob die kurze Meditationsgeschichte zu Beginn vielleicht etwas zu langweilig war oder ob der Übergang der Asanas vielleicht für einige zu komplex war. Was wirklich zählt ist, alle Spass hatten und sich wohl fühlten mit dem, was ich in die Gruppe miteinbringe. Man muss mich auf sein Gefühl verlassen. Es gibt immer Menschen, die mögen dich nicht, es gibt immer Menschen, denen gefällt nicht was du tust. Menschen sind verschieden. Diejenigen die nicht mögen, wie du unterrichtest, die werden nicht mehr kommen und das ist gut so. Und diejenigen, die dich nicht mögen, werden dich auch in deinem Leben nicht weiter begleiten und auch das ist gut so, denn so hast du mehr freie Kapazitäten für diejenigen Menschen, die wirklich wichtig sind!

Erkenntnis Nr. 3 – Glaub nicht alles was du denkst

Der Yogi ganz hinten auf seiner Matte möchte sein Knie auch nach der zehnten indirekten Ermahnung immer noch nicht in den 90° Winkel bringen? Beim erneuten Anleiten vom Sonnerngruss Nr. 10 geht ein Raunen durch die Mattenreihen? Der Yogi ganz vorne schaut mich schon ganz böse an. Vielleicht mag er meine Stunden nicht oder findet mich ganz schön doof!? Ja, vielleicht tut er das… aber vielleicht ist das halt einfach sein Konzentrations-Blick. Wer weiss das schon. So ziehen die Gedanken dahin, jede Sekunde deines Lebens. Und meistens glauben wir jedes Wort was da oben so einzieht ohne einmal wirklich kritisch zu hinterfragen was wir denken. Es ist reine Übungssache die Gedankenmaschine da oben zu unseren Gunsten zu programmieren. Anstelle eines strengen Arbeitstages mit so vielen Terminen können wir uns einfach darüber freuen, dass wir heute so vielen Menschen begegnen dürfen und einen spannenden Tag erleben. Du kannst entscheiden was du denken willst. Wäre es nicht schön ganz locker durch das Leben gehen zu können und erst immer vom positiven auszugehen? Du bist was du denkst! Es lohnt sich auch mal genau hinzuhören und schlechte Gedanken einfach mal bewusst wegzuschicken. So entsteht sehr viel neuer Raum für positive Energien und schöne Begegnungen!

Über die Liebe

 

Über die Liebe

 

Aus aktuellem Grund fing ich an über die Liebe nachzudenken. Einen Tag im Jahr der Liebe zu widmen, sie zu ehren und zu feiern ist ein sehr schöner Gedanke. Es gibt auch nichts dagegen einzuwenden etwas Schönes mit dem Partner/ der Partnerin zu unternehmen oder Menschen die man liebt zu beschenken, oder sogar beschenkt zu werden. Doch verlieren all diese Unternehmungen oder Geschenke nicht etwas an Wert, wenn sie an diesem einen Tag im Jahr praktiziert werden? An diesem einen Tag, weil das dann eben so sein muss, weil man es eben so macht? Ich persönlich freue mich an einem x-beliebigen Tag viel mehr über kleine, liebevolle Gesten von meinen Mitmenschen. Sie kommen dann aus tiefem Herzen. Oder weil man gerade an einen lieben Menschen gedacht hat. Weil man jemandem etwas Gutes tun will. Vielleicht auch einfach aus Dankbarkeit – Dankbarkeit dafür, dass jemand da ist? Jemand Halt gibt? Sei es die Freundin, Eltern, Kinder, Geschwister, Kollegen oder Arbeitsgspändli. Im Alltagstrubel geht unsere Vergänglichkeit oftmals vergessen – plötzlich ist sie aber da und schaut uns mit finsterem Blick tief in unsere Seele. Deswegen sollten wir die 364 anderen Tage im Jahr auch dazu nutzen um die Menschen zu ehren, die wir in unseren Herzen haben.

Viele von uns vergessen ganze 365 Tage im Jahr den aller wichtigsten Menschen zu lieben – sich selbst! Vielleicht soll uns der Valentinstag auch dazu anregen, darüber nachzudenken wie es um unsere Selbstliebe bestellt ist? Ist es nicht so, dass man sich selbst am meisten lieben sollte? Denn du selbst bis das, was dir am Ende immer bleiben wird. Du bist deine wichtigste Beziehung, alle anderen Beziehungen stehen und fallen an der Beziehung zu dir selbst. Deshalb nutz doch einen Tag wie den heutigen, um dir selbst wieder einmal etwas Gutes zu tun. Erinnere dich vielleicht mal wieder daran, liebevoll mit dir selbst umzugehen – und der Umgang mit sich selbst fängt schon in deinen Gedanken an! Höre auf deine innere Stimme, gönn dir Pausen, wenn du sie brauchst, liebe deine Schwächen und versuche dich jeden einzelnen Tag an deine positiven Eigenschaften zu erinnern. Meist sind es die kleinen Makel oder unperfekten Angewohnheiten, die unsere Herzensmenschen umso liebenswürdiger machen. Also ganz egal wie wir diesen Tag der Liebe verbringen – blicken wir doch auch während allen anderen Tagen mehr durch die rosarote Brille. Machen wir doch auch das Morgen und das Übermorgen zu Tagen der Liebe!

 

Was mich bewegt…

 

Was mich bewegt…

 

 

Man muss den Dingen die eigene, stille, ungestörte Entwicklung lassen,
die tief von innen kommt und durch nichts gedrängt oder beschleunigt werden kann, alles ist ausgetragen – und dann geboren.

Reifen wie der Baum, der seine Säfte nicht drängt und getrost in den Stürmen des Frühlings steht, ohne Angst, dass dahinter kein Sommer kommen könnte.

Er kommt.

Aber er kommt nur zu den Geduldigen, die da sind, als ob die Ewigkeit vor Ihnen läge, so sorglos, still und weit.

Man muss Geduld haben gegen das Ungelöste im Herzen und versuchen, die Fragen selbst lieb zu haben, wie verschlossene Stuben und wie Bücher, die in einer sehr fremden Sprache geschrieben sind.

Es handelt sich darum, alles zu leben. Wenn man die Fragen lebt, lebt man vielleicht allmählich -ohne es zu merken – eines fremden Tages in die Antworten hinein.

– Rainer Maria Rilke

So etwas wie «Urvertrauen…»

 

So etwas wie «Urvertrauen…»

 

Grundsätzlich bezeichne ich mich selbst als einen Mensch, der grosses Vertrauen in das Leben hat. Doch manchmal – und das ganz speziell in den kleineren Alltagsgedanken – merke ich, dass ich gerade absolut vertrauenslos durch mein Leben ziehe. Da frage ich mich, was wäre wenn, denke alle möglichen Variationen durch, zapple, wäge tausendmal alles ab und versuche für alle möglichen Eventualitäten gut vorbereitet zu sein. Ich lasse mich von Skepsis, Angst und Zweifeln einholen, lasse mir von ihnen meinen klaren Blick vernebeln und verliere meinen inneren Halt. Und genau in solchen Augenblicken kommt meist schon die nächste passende Begegnung in mein Leben, ein neues Türchen oder ein neuer Blickwinkel öffnet sich. Sei es ein Gespräch mit einem anderen Menschen, eine neue Möglichkeit tut sich auf oder ich bin zufälligerweise zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Und jedes Mal denke ich, warum habe ich mich nicht zurück gelehnt und mit dem Gefühl von vollstem Vertrauen zugesehen, wie sich das Puzzle langsam zusammensetzt? Warum habe ich mir bloss so viele Sorgen gemacht? Ich hätte es doch eigentlich besser gewusst. Das ist das Schöne am Leben – es kommt immer das Richtige zur richtigen Zeit. Und wenn es nicht kommt, dann es ist eben noch nicht das Richtige, oder die Zeit ist noch nicht reif… Im Yoga gibt es einige Körperstellungen, welche uns Lernen, wieder in Kontakt mit unserem Urvertrauen zu kommen – zum Beispiel die Kindsposition (Balasana) oder die Vorwärtsbeuge (Paschimottanasana). Und meist wird mir anschliessend bewusst, dass ich gerade an zweifelnden, ängstlicheren Tagen automatisch und ganz unbewusst länger in Balasana verweile oder im Anschluss an meine Yogapraxis noch eine Paschimottanasana anhänge. Oder ich setze mich einfach hin und überlasse meine Gedanken für eine Weile sich selbst. Plötzlich ist es wieder da, das Gefühl des Vertrauens, das Gefühl, dass ich mich einfach treiben lassen darf und alles gut kommt, wenn die Zeit reif ist.

Namasté.